VCI-Mitgliederbefragung zur wirtschaftlichen Lage

Umfrage: Verschobene Erholung

16. Dezember 2024 | Bericht

220 Unternehmen haben auf die Fragen des VCI zur aktuellen Lage, zu Produktionsbehinderungen, Ertragserwartungen, Investitionsplänen u.v.m. Antwort gegeben.

Der VCI befragt regelmäßig seine Mitglieder zur aktuellen Lage. © Andrey Popov / stock.adobe.com
Der VCI befragt regelmäßig seine Mitglieder zur aktuellen Lage. © Andrey Popov / stock.adobe.com

Aktuelle Lage der Branche: Zwischen Auftragsmangel und strukturellen Umbrüchen

Die wirtschaftliche Lage hat sich in den letzten Monaten nicht verbessert – im Gegenteil. Bei allen abgefragten Belastungsfaktoren melden die Unternehmen eine stärkere Belastung als noch im Sommer.

Spitzenreiter bei den Problemen bleiben Bürokratie und Regulierungen. Fast 90 Prozent der Unternehmen geben hier eine sehr starke bzw. starke Belastung an. Auf den weiteren Plätzen der stärksten Belastungen folgen die hohen Kosten am Standort: Arbeit, Energie, Rohstoffe, aber auch Steuern und Abgaben belasten weit über die Hälfte der Unternehmen schwer. Auch die langsamen Genehmigungsverfahren schaffen es unter die Top 5 der stärksten Belastungsfaktoren. 56 Prozent der Unternehmen melden hier eine sehr starke bzw. starke Belastung ihrer Geschäftstätigkeit.

Die geopolitische Situation hat sich weiter verschlechtert. In den Lieferketten und in der Logistik läuft es nicht reibungslos. Dauerbrenner bleibt auch der Fachkräfte- bzw. Arbeitskräftemangel – aufgrund der demographischen Entwicklung mit steigendem Belastungspotenzial.

Deutlich eingetrübt hat sich die Auftragslage der Unternehmen. Die Industrierezession auf dem Heimatmarkt der Unternehmen bremst die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen aus. 34 Prozent der Unternehmen melden inzwischen eine sehr starke bzw. starke Belastung – fast so viele wie zu Zeiten der starken Lockdowns während der Corona-Pandemie.

Die Unternehmen erwarten auch vorerst keine Besserung. Über die Hälfte der Unternehmen geht erst für 2026 oder später von einer Belebung der Nachfrage aus. Ein Fünftel erwartet diese in der zweiten Hälfte von 2025. Die erhoffte Erholung verschiebt sich damit einmal mehr in die Zukunft. Dementsprechend pessimistisch sind die Unternehmen bezüglich ihrer Umsatzentwicklung und ihrer Erträge für 2025.

Die trüben Aussichten haben auch Auswirkungen auf die Investitionspläne. Nur 25 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen in Deutschland im nächsten Jahr erhöhen – für das Ausland sehen die Pläne dagegen deutlich optimistischer aus. Auch wird hierzulande kaum in die Erweiterung investiert. Wenn Investitionen stattfinden, dann sind es Ersatzinvestitionen oder Investitionen, die aufgrund von gesetzlichen Erfordernissen notwendig werden.

Strategien der Unternehmen

Die Unternehmen begegnen den Problemen am Standort mit unterschiedlichen Strategien. Durch Umstrukturierungen und Investitionen wollen die Unternehmen effizienter und produktiver werden. 67 bwz. 63 Prozent der Unternehmen gaben diese Strategien an. Neue Märkte/Technologien durch Innovationen erschließen war für 45 Prozent der Unternehmen eine wichtige Strategie.

Aber auch mit Kostensenkungsprogrammen (47 Prozent der Unternehmen), mit Verlagerung von Produktion (26 Prozent), mit der Aufgabe von Geschäftsfeldern (19 Prozent) und durch Stilllegungen (16 Prozent) wird den Standortnachteilen begegnet.

Sonderfragen zu den Reaktionen auf die US-Wahl

Die USA sind vor allem als Absatzmarkt für die Unternehmen von Interesse. Über 40 Prozent der Unternehmen sprachen den USA eine sehr große bzw. große Bedeutung zu. Als Beschaffungsmarkt spielen die USA dagegen nur für 17 Prozent eine sehr große Bedeutung. Über ein Drittel der antwortenden Unternehmen hat aber auch Produktionsstandorte in den USA – für viele mit großer Bedeutung.

Gefragt nach den Reaktionen auf den US-Wahlausgang halten sich die meisten Unternehmen noch mit Angaben zu den geplanten Reaktionen zurück – zu groß ist die Unsicherheit über die tatsächlichen Schritte der Trump-Regierung. Ein Ausbau der Local-for-local-Strategien und der Produktion am Standort USA dürften aber die Folge der angekündigten Maßnahmen sein. Auch dürfte sich die Diversifizierung in andere Märkte verstärken. Zumindest geben fast 30 Prozent der Unternehmen an, verstärkt Investitionen auch außerhalb der USA durchzuführen.

Der Wahlausgang dürfte auch die Wettbewerbssituation auf de europäischen Märkten verändern. Die Mehrheit der Unternehme erwartet eine Zunahme von Wettbewerb aus China auf den europäischen Märkten als Gegenreaktion, wenn Trump seine angekündigte China-Politik durchführt.

Sonderfragen zu den politischen Prioritäten

Gefragt nach den wichtigsten politischen Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden müssen, besteht der größte Konsens beim Thema Infrastruktur und Bürokratieabbau. Über 90 Prozent der Unternehmen bewerten die Modernisierung der digitalen Infrastruktur und der Energieinfrastruktur als wichtig und prioritär. Beim Thema Bürokratieabbau sehen 90 Prozent der Unternehmen die Entschlackung der Green Deal Gesetzgebung als das wichtigste Handlungsfeld.

Breite Zustimmung besteht auch bezüglich der Wichtigkeit von Steuererleichterungen, zumindest wenn es um den Solidaritätszuschlag und die Körperschaftssteuer geht. Steuerliche Investitionsprämien sind dagegen deutlich umstrittener.

Die Schaffung von wettbewerbsfähigen Energiepreisen durch die Entlastung bei Netzentgelten, bei der Gasumlage, und bei den CO-2-Preisen wird von einer breiten Mehrheit als wichtig und prioritär bewertet.

Die Unternehmen erachten insgesamt eine bessere Priorisierung der Ausgaben für sehr wichtig an. Eine Abschaffung der Schuldenbremse wird dagegen mehrheitlich abgelehnt.
Steuerliche FuE-Förderung und Projektförderung sind für eine Mehrheit der Unternehmen sehr wichtige Instrumente. Dagegen werden Marktanreize und OPEX-Förderung deutlich kritischer gesehen.

Die vollständigen Ergebnisse der VCI-Mitgliederumfrage sowie eine Auswertung der Umfrage vom Juni speziell für den Mittelstand können im Download-Bereich dieser Seite heruntergeladen werden. Die Ergebnisse vergangener Umfragen können bei Frau Kellermann angefordert werden.

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Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dipl.-Volksw. Christiane Kellermann

Dipl.-Volksw. Christiane Kellermann

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