Die Zahlen für die chemisch-pharmazeutische Industrie in Hessen sind alles andere als gut.
Für das Jahr 2023
- -7,9 Prozent bei der Produktion,
- -8,1 Prozent beim Gesamtumsatz und
- stagnierende Verkaufspreise (+0,4 Prozent).
Die bereits 2022 begonnene Talfahrt setzt sich weiter fort.
Chemie erlebt dramatischen Einbruch
Die energieintensive klassische Chemie in Hessen erlebte im zurückliegenden Jahr einen weiteren deutlichen Einbruch: Die Produktion stürzte nochmals um knapp 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. Bereits 2022 war sie um 12,4 Prozent gesunken. Innerhalb von zwei Jahren bedeutet dies ein Minus von knapp 26 Prozent. Dies ist ein gravierender Einbruch als in der Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009. Die Produktionsmenge liegt aktuell auf einem historischen Tiefstwert.
Bis Mitte 2022 konnte die kostengetriebene Anhebung der Preise für Chemie-Erzeugnisse die starken Rückgänge bei der Produktion noch ausgleichen. Im vergangenen Jahr sind die hohen Verkaufspreise allerdings zum Bumerang geworden. Sie sanken angesichts schwacher Nachfrage um 2 Prozent und haben die wirtschaftliche Situation für die klassische Chemie zusätzlich verschärft. Der Umsatz stürzte in der Folge auf knapp 14,9 Milliarden (- 22 Prozent).
Wettbewerbsnachteile belasten das Geschäft
Die Auftragseingänge in der Chemie sind im letzten Jahr um gut 9 Prozent zurückgegangen. Strukturell höhere Energie- und Rohstoffkosten führen zu höheren Produktionskosten, die teilweise international nicht wettbewerbsfähig sind. Die negative Haltung der Bundesregierung zum Industriestrompreis hat mit dazu beigetragen, dass sich die Situation nicht verbessert hat.
Pharmazeutische Industrie: Wachstum nur im Ausland
Im Pharmageschäft sind diese tiefen Einbrüche nicht zu sehen. Aber: Die Sondereffekte durch Corona sind weitgehend ausgelaufen und die Geschäftsdynamik hat sich insgesamt abgeschwächt. Der Gesamtumsatz der Pharmaindustrie in Hessen belief sich im Jahr 2023 auf knapp 16,8 Milliarden Euro. Dies bedeutet zwar eine Steigerung von 8,9 Prozent, den Zuwachs verdankt diese Sparte dabei fast ausschließlich dem Auslandsgeschäft. Noch schwerer wiegt: Das Umsatzwachstum hatte überwiegend nominalen Charakter. Die Verkaufspreise stiegen im Jahresvergleich um 4,8 Prozent. Der Mengenzuwachs kam hingegen fast zum Erliegen und betrug nur noch 0,1 Prozent. Für das laufende Jahr wird lediglich eine Seitwärtsbewegung erwartet. Langfristig sind reale Zuwächse nötig. Verlässliche Zuwächse kann die Pharmaindustrie über lange Sicht nur über neue Produkte, beziehungsweise über eine Ausweitung der Produktion erwirtschaften. Es ist daher wichtig, die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung in Deutschland spürbar zu verbessern.
Download: Zahlentableau Frühjahr 2024PDF | 498 kB | Stand: 20. März 2024
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