11. September 2023 | Pressemitteilung
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Der Chemiegipfel in NRW stand in diesem Jahr unter dem Zeichen der angespannten wirtschaftlichen Lage und im Kontext mehrerer Krisentermine der Chemiebundesländer und des Bundes.
In diesem Jahr trafen sich Vertreterinnen und Vertreter nordrhein-westfälischer Chemieunternehmen und ihrer Beschäftigten mit NRW Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, um über die schwierige wirtschaftliche Lage der Branche zu sprechen sowie gemeinsam zu beraten, wie der Standort NRW in diesen Zeiten international wettbewerbsfähig bleiben kann.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Die Zukunft der deutschen Industrie entscheidet sich in Nordrhein-Westfalen – und bei der klimaneutralen Transformation kommt der Chemieindustrie eine Schlüsselrolle zu. Für die notwendigen Investitionen brauchen unsere energieintensiven Unternehmen eine klare Perspektive und sichere Rahmenbedingungen. Deshalb setzt sich die Landesregierung entschlossen für einen zeitlich befristeten Brückenstrompreis und schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren ein. Gerade in herausfordernden Zeiten bietet der Chemiegipfel eine bewährte Plattform für den offenen Austausch zwischen Industrie, Politik und Verwaltung.“
Nach wie vor führen die hohen Energiepreise zu deutlich höheren Kosten als in Wettbewerbsregionen. Die anhaltende Inflation und die signifikante Nachfragezurückhaltung setzen die Branche zusätzlich unter Druck. Im ersten Halbjahr 2023 meldeten laut einer Umfrage des Chemieverbandes über 40 Prozent der NRW-Unternehmen starke Ertragsrückgänge und etwa 20 Prozent sogar Verluste. Einige Unternehmen haben bereits Produktionen eingestellt.
Thomas Wessel, Vorstandsvorsitzender des VCI NRW: „Derzeit stehen wir an einer Weggabelung: können und werden die Unternehmen weiterhin in Deutschland produzieren und investieren, oder werden europäische Marktanteile zunehmend von Produzenten außerhalb Europas übernommen.“ Die finanziellen Spielräume der Unternehmen und die hohe Unsicherheit bei der Entwicklung in Deutschland und NRW bei zentralen Standortkriterien für energieintensive Produktion führen laut Umfrage des Chemieverbandes dazu, dass fast die Hälfte der Unternehmen Investitionen in Deutschland zurückstellt.
Im Chemiegipfel ging es explizit darum, Handlungsmöglichkeiten in und aus NRW heraus zu identifizieren. Zum einen gegenüber der Bundespolitik, zum anderen gegenüber der EU. Bundespolitisch stand die Gewährleistung der Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Energiepreisen im Vordergrund, europapolitisch die Forderung nach einer pragmatischen Chemikalienpolitik. Aber auch Themen in Landesverantwortung standen auf der Tagesordnung.
Durch die Aktualisierung der Energie- und Wärmestrategie NRW, kürzere Realisierungszeiträume für neue Pipelines und beschleunigte Genehmigungsverfahren kann den Unternehmen das Vertrauen gegeben werden, auch künftig an ihren NRW-Standorten verlässlich mit Rohstoffen und Energie versorgt zu werden und diese weiterentwickeln zu können.
„Wir brauchen in Deutschland eine verlässliche Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Wir brauchen zudem schnellere Genehmigungsverfahren, um die für die Transformation erforderlichen Vorhaben zügig umsetzen zu können, aber auch, um die regelmäßig stattfindenden Anlagenmodernisierungen zeitnah realisieren zu können. Eine Beschleunigung der Verfahren ist dringend notwendig, um den hier ansässigen Industrieunternehmen zu signalisieren, dass Reformen möglich sind und dass sich etwas bewegt. Solche Signale sind gerade jetzt notwendig, wo Deutschland als attraktiver Investitionsstandort in der Diskussion steht.“, so Thomas Wessel.