- Datum
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07.11.2024
10:00 Uhr - 11:00 Uhr
- Ort
- Online
- Veranstalter
- VCI
Stolpersteine auf dem Weg zur Transformation
Welche Auswirkungen die Krisen der letzten Jahre auf die Transformation der Chemie haben und wie der Umbau zur Klimaneutralität trotzdem noch gelingen kann, hat der VCI in zwei Studien aufarbeiten lassen und Anfang November im Rahmen einer Online-Infoveranstaltung vorgestellt.
So zeigte zum einen die DECHEMA-Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie im Auftrag des Verbands Deutscher Ingenieure (VDI) und des VCI im Rahmen der Chemistry4Climate-Studie, dass die Energiepreiskrise und die verschlechterten Standortbestimmungen der vergangenen Jahre sich messbar auf die Transformationspläne der Branche ausgewirkt haben.
Eine VCI-Mitgliederbefragung bildete das derzeitige Stimmungstief der Branche ab. Die Befragung wurde durch die Boston Consulting Group (BCG) durchgeführt. Doch die BCG-Studie zeigt nicht nur die schlechte Stimmung, sondern auch einen Weg auf, wie eine starke Chemie- und Pharmaindustrie am Standort Deutschland erhalten bleiben kann.
Über das Update zur „Chemistry4Climate“-Studie sagte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Gesellschaft beim VDI: „Die Produktionsrückgänge sind so massiv, dass wir die Datenbasis der Studie aktualisieren mussten.“
Neu berechnen musste dies DECHEMA-Studienautor Alexis Bazzanella: „Durch die Produktionsrückgänge bei besonders erdgas- und energieintensiven Basischemikalien sinken etwa die Bedarfe der Branche für Strom und Wasserstoff.“ Die technologischen Hebel zur Transformation – also der Ersatz fossiler Rohstoffe und die Prozesselektrifizierung – blieben aber unverändert.
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup ergänzte mit Hinblick auf die neuen Zahlen: „Weniger Nachfrage nach Strom und Wasserstoff verändert beispielsweise Infrastrukturanforderungen in Deutschland. Der Weg zur Klimaneutralität wird damit aber nicht automatisch leichter.“ Das Gegenteil sei der Fall. „Dem Klima ist mit dem deutschen Produktionsrückgang nicht geholfen und unser Standort wird anfälliger für Lieferkettenprobleme“, so der Verbandsvertreter.
Für die BCG-Studie wurden 300 Führungskräfte aus den VCI-Mitgliedsunternehmen zur aktuellen Stimmung befragt. Diese sei dramatisch schlecht. „Fast drei Viertel der Befragten hält es derzeit für unwahrscheinlich, Investitionen in neue Anlagen und Standorte in Deutschland zu tätigen“, sagte Madjar Navah von der BCG.
Größte Investitionsbremsen sind laut der Mitglieder die Bürokratie, nicht wettbewerbsfähige Energiekosten sowie lange Genehmigungsverfahren. Auch den Innovationsstandort Deutschland betrachten nur gut ein Viertel der Befragten in Chemie- und knapp die Hälfte in Pharmaunternehmen als zukunftsträchtig.
Um Deutschland wieder wettbewerbsfähiger zu machen, empfiehlt die BCG vier Hebel: Innovationskraft stärken, den Produktionsstandort aufwerten, Wertschöpfungsketten absichern und den Fachkräftenachwuchses sicherstellen.
Nach den Studienvorstellungen gab es einige Rückfragen aus der Online-Gemeinde. So wurde unter anderem gefragt, ob die Abwanderung von Fachkräften gestoppt werden könnte, sobald sich die Rahmenbedingungen in Deutschland verbesserten. „Ein attraktiver und wettbewerbsfähiger Standort könnte die Abwanderung mindern“, meinte Navah. Es werde damit aber nicht „Friede, Freude, Eierkuchen“ herrschen. „Der Wandel der Industrie bringt immer eine gewisse Evolution mit sich“, erklärte der BCG-Experte.
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