Chancen, Herausforderungen und Umsetzung

Digitaler Produktpass (DPP)

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Datum

10.09.2024

10:00 Uhr - 16:30 Uhr

Ort
VCI-Gebäude | Mainzer Landstraße 55 | 60329 Frankfurt
Veranstalter
VCI
Kontaktperson

Christian Bünger

Digitalpolitik, Digitalisierung

E-Mail: christian.buenger@vci.de

Martina Schönnenbeck

Lebensmittelzusatzstoffe, Responsible Care, Sustainable Consumption and Production

E-Mail: schoennenbeck@vci.de

© Bijac/stock.adobe.com
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Digitaler Produktpass: Chancen, Herausforderungen und Umsetzung

Die digitale Transformation ist in vollem Gange und ist für die chemische Industrie von großer Bedeutung. Die Unternehmen verändern ihre Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle schrittweise und zugleich grundlegend. Die Chemieindustrie wandelt sich sukzessive vom Materiallieferanten zum Lösungs- und Serviceanbieter. Im Zuge dieser Transformation nimmt auch die Notwendigkeit zu, Daten entlang der Lieferkette auszutauschen.

Gleichzeitig setzt auch die Politik Impulse. In diesem Jahr ist die neue EU-Ökodesignverordnung (ESPR) in Kraft getreten. Damit verbunden ist die Einführung eines digitalen Produktpasses (DPP) für alle Produkte im Geltungsbereich der ESPR. Die chemische Industrie wird als „Industrie der Industrien“ mit über 90 Prozent mittelständischen Unternehmen besonders betroffen sein.

Der VCI hat im Rahmen eines Präsenzworkshops mit Möglichkeit zur virtuellen Teilnahme am Vormittag nicht nur eine politische Einordnung vorgenommen, sondern auch Chancen für die chemisch-pharmazeutische Industrie aufgezeigt. Am Nachmittag standen konkrete Ansätze für die praktische Umsetzung im Mittelpunkt. Mit insgesamt über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern stieß die Veranstaltung auf reges Interesse, was die hohe Betroffenheit der Branche deutlich spiegelt.


Die Referentinnen und Referenten der Veranstaltung waren:

  • Dr. Eva Koch, Dr. Nicole Graf, BASF SE
    DPP: Aktueller politischer Stand und Circular Economy Use Cases
  • Dr. Holger Berg, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
    Digitaler Produktpass als politisches Instrument
  • Boris Böhm, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
    Politische Einordnung und Rolle in den Strategien der EU
  • Dr. Susanne Guth-Orlowski, 4TheRecord
    Digitaler Produktpass: Themen für die konkrete Umsetzung

Zusammenfassung der Veranstaltung

Der VCI hat am 10. September 2024 einen Workshop zum Thema „Digitaler Produktpass (DPP)“ veranstaltet. Im Fokus standen die politischen und praktischen Herausforderungen sowie die Chancen, die mit der Einführung dieses digitalen Instruments im Rahmen der kürzlich verabschiedeten Ökodesign-Verordnung (ESPR – Ecodesign for Sustainable Products Regulation) einhergehen. Der Workshop bot wertvolle Einblicke in den aktuellen politischen Prozess, angereichert durch verschiedene Impulsvorträge, etwa zu praxisnahen Anwendungsbeispielen.

Politische Entwicklungen und Perspektiven: Einblick in den aktuellen Prozess

Zum Auftakt beleuchteten Eva Koch und Nicole Graf, beide BASF SE, den aktuellen Stand des politischen Verfahrens rund um den DPP. Im Fokus stand der rasch voranschreitende Prozess zur Einführung des DPP auf EU-Ebene. Ziel des DPP ist, detaillierte Informationen über ein Produkt – von der Herstellung bis zur Entsorgung – zugänglich zu machen. Mit den ersten von mehr als 30 digitalen Produktpässen ist aller Voraussicht nach 2027 zu rechnen. Betroffen sind sowohl B2C-Produkte als auch B2B-Zwischenprodukte wie Eisen, Stahl und Chemikalien. Von großer Relevanz für die chemische Industrie ist die Rückverfolgung von Stoffen und Gemischen, die unter die neu in der ESPR eingeführte Substanzklasse „Substances of Concern“ fallen. Diese sollen zukünftig über den gesamten Produktlebenszyklus rückverfolgt werden.

Impuls des BMWK: Bedeutung und Chancen des digitalen Produktpasses

Weiter ging es mit einem Impuls des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), vertreten durch Boris Böhme, Leiter des Referats IKT Technische Regulierung und Standardisierung, Produktsicherheit, Marktüberwachung. Er hob das gesamte Themenfeld auf eine breitere Ebene. Der Redner des Ministeriums ging auf die übergeordneten Zusammenhänge ein und zeigte auf, dass der digitale Produktpass im Rahmen der umfassenden EU-Strategie zur Förderung von Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz eine zentrale Rolle spielt.

Wissenschaftlicher Beitrag: Das Wuppertal Institut berichtet

In einem weiteren Programmpunkt berichtete das renommierte Wuppertal Institut, vertreten durch Holger Berg, über den Stand der Forschung zum Thema. Er ging dabei auf die technische und systemische Machbarkeit der Umsetzung des digitalen Produktpasses ein. Als besonders herausfordernd beschrieb der Redner die Datenerfassung und -verarbeitung sowie den Schutz sensibler Unternehmensinformationen. Zudem sei trotz aller technischer Fortschritte die Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft entscheidend, um eine funktionierende Lösung zu schaffen.

Praxisnaher Abschluss: Einblicke in die Umsetzung

Zum Abschluss des Workshops beleuchtete Susanne Guth-Orlowski vom Beratungsunternehmen 4TheRecord erste Erfahrungen aus der Praxis und kam dabei unter anderem auf den Batterie-Pass zu sprechen. Dieser Praxisbezug verdeutlichte, dass der digitale Produktpass nicht nur ein theoretisches Konstrukt ist, sondern bereits heute eingesetzt wird. Der Weg für eine breitere Anwendung sei allerdings noch lang und erfordere noch große Anstrengungen – insbesondere auch mit Blick auf die nationale und europäische Normung.

Fazit: DPP wird Branche noch umfassend beschäftigen

Der VCI-Workshop zum digitalen Produktpass bot Einblicke in den aktuellen Stand der politischen Prozesse, die wissenschaftlichen Herausforderungen und die praktische Umsetzung. Die Veranstaltung zeigte, wie wichtig eine enge Verzahnung und Kooperation von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie mit den Normungsinstituten bei der Umsetzung des DPP ist.

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