VCI-Position kompakt

Innovationsanreize für Chemie und Pharma

12. November 2024 | Position

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Die Chemie- und Pharmaindustrie steht am Anfang vieler Wertschöpfungsketten und spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Innovationen, zum Beispiel in der Batterie- und Chipproduktion, in der Auto- und Elektronikindustrie, bei Konsumgütern sowie im Bau- und Gesundheitswesen.

Doch der Druck auf die hohe Innovationskraft wächst angesichts massiver Herausforderungen durch eine klimaneutrale, digitale und nachhaltige Wirtschaftsweise sowie die demografische Lücke bei MINT-Fachkräften. Um diesem standzuhalten und im internationalen Wettbewerb zu bestehen, ist die Branche auf gute Rahmenbedingungen für Forschung und Innovationen angewiesen.

Innovationen – Basis der Wettbewerbsfähigkeit

Investitionen in die Innovationskraft der Branche sind entscheidend für Klimaschutz und Nachhaltigkeit und um weiterhin erfolgreich im globalen Wettbewerb zu bestehen. Allerdings rutscht Deutschland in Standort- und Innovationsrankings langsam, aber stetig ab, da immer mehr Fachkräfte, Venture-Capital-Investitionen und ausreichend finanzierte Förderprogramme in Schlüsseltechnologien sowie strategisches Denken und Handeln in der Innovationspolitik fehlen. Noch hat Deutschland forschungsstarke Unternehmen, eine starke Grundlagenforschung und ein breites und gut funktionierendes Industrienetzwerk. Auch weist der Standort eine qualitativ hochwertige Pharma-Unternehmenslandschaft auf – doch gemessen an den Forschungsausgaben wächst der Abstand zu den USA stetig.

Handicaps für die ehemalige Apotheke der Welt

Eingeschränkt fühlen sich die Unternehmen vor allem durch Verzögerungen bei der Umsetzung medizinischer Grundlagenergebnisse in Therapien, fehlenden Zugang zu Gesundheitsdaten aus der Bevölkerung sowie überlange Verhandlungen mit Kliniken vor gemeinsamen Arzneimittelstudien. Wer wettbewerbsfähig sein will, muss aus seiner Forschung möglichst schnell marktreife Produkte machen können, die angemessen vergütet werden. Hierbei hat sich Deutschland mit einer Spargesetzgebung, die den Marktzugang hemmt, in den vergangenen Jahren in die falsche Richtung entwickelt. Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz und das mittlerweile verabschiedete Medizinforschungsgesetz können dazu beitragen, einige dieser Handicaps abzubauen, doch müssen weitere Verbesserungen dazu kommen.

DAFÜR SETZT SICH DER VCI EIN

  • Regulierung und Bürokratie innovationsfreundlich gestalten
    Regulierung sollte sparsam eingesetzt werden, ausgewogen und pragmatisch sein und die Wettbewerbsfähigkeit unterstützen. Sie muss zusammenhängend gedacht und umgesetzt werden und sollte positive Anreize setzen und Chancen eröffnen. Die Beantragung von Fördermitteln sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen, unter Wahrung von Geschäftsgeheimnissen, einfacher und schneller werden.
  • Innovationskraft auf der politischen Agenda priorisieren und stärken
    Mit einer diversifizierten Finanzierung, Forschungsinvestitionen von 3,5 % des BIP, mehr Wachstumskapital und einer wachstumsfördernden Steuerpolitik könnten Innovationen angereizt werden. Handelsabkommen und ein vertiefter EU-Binnenmarkt schaffen die notwendigen Größenordnungen für die Einführung neuer Produkte und Technologien. MINT-Talente müssen durch bessere Bildung und einfachere Einwanderungsverfahren gewonnen, gefördert und gebunden werden. Geeignete Infrastrukturen und der Schutz geistigen Eigentums, auch bei Arzneimitteln, sind essenziell. Beim Zugang zu anonymen Gesundheitsdaten für die private Forschung muss nach der juristischen Freigabe nun auch der faktische Zugang gewährt werden. Vor allem sind nachvollziehbare Erstattungsbedingungen für Arzneimittel nötig, damit die Pharmastrategie des Bundes erfolgreich ist.
  • Förderprogramme planungssicher gestalten und strategisch ausrichten
    Gut ausgestattete Förderung, die flexibel, ressortübergreifend und planungssicher ist, ebnet den Weg für neue Technologien. Die Forschung an neuen Materialien, Biotechnologie und KI sollte konsequent gefördert werden.
  • Nationale und internationale Kooperationen und den Transfer stärken
    Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft sowie zwischen Wertschöpfungspartnern müssen zunehmen, damit der Transfer aus der Forschung in marktfähige Produkte gestärkt wird.

Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dr. Martin Reuter

Dr. Martin Reuter

Energie- und Materialforschung, Forschungs- und Technologiepolitik