Aus dem VCI-Politikbrief

PFAS: Pauschalverbot ist keine Lösung!

19. Juni 2023 | Standpunkt

Warum Pauschalverbote keine gute politische Lösung für die PFAS-Stoffgruppe sind, erklärt Wolfgang Große Entrup.

Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des VCI-Präsidiums © VCI/Döring
Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer und Mitglied des VCI-Präsidiums © VCI/Döring

PFAS: Pauschalverbot ist keine Lösung!

Ob Mobilität, Kreislaufwirtschaft oder CO₂-Einsparungen: Produkte und Verfahren der chemisch-pharmazeutischen Industrie sind unverzichtbar für die Transformation der Wirtschaft. Klar ist aber auch: Die Herstellung und Verwendung von chemischen Stoffen und Produkten ist nie ganz frei von Risiken. Umso wichtiger ist es, diesen angemessen und verhältnismäßig zu begegnen und die bereits bestehende Forschung an Alternativen weiter zu forcieren. Obwohl der Umwelt- und Gesundheitsschutz in Europa schon heute weltweit am höchsten ist, wird weiter und oft unnötig reguliert – mit zum Teil weitreichenden Folgen, die zum Beispiel unsere Abhängigkeit von anderen Ländern weiter erhöhen oder zu Lieferengpässen bei Arzneimitteln führen.

Probleme würden nur verlagert

Was passiert, wenn pauschale Verbote drohen, sehen wir gerade bei der Regulierung einer Stoffgruppe namens PFAS. Mit dem Beschränkungsvorschlag aus fünf Ländern, der derzeit der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vorliegt, würde ein Präzedenzfall für ein Verbot geschaffen, das es in diesem Ausmaß noch nicht gegeben hat: Ohne detaillierte Bewertung sollen mehrere tausend Stoffe mit unterschiedlichsten Eigenschaften auf einen Schlag verboten werden. Das bereitet der gesamten deutschen Industrie Sorgen, denn die Auswirkungen wären fatal.

Mit jedem einzelnen dieser dann in der EU verbotenen Stoffe wächst die Gefahr für weitere Abwanderung unserer Industrie in weniger streng regulierte Regionen. Das Ursprungsproblem löst es allerdings nicht. Denn PFAS werden nach wie vor dringend für viele industrielle Anwendungen und für den Bau sicherer und prozessoptimierter Industrieanlagen gebraucht, wofür es Stand heute trotz intensiver Forschung leider noch keinen Ersatz gibt.

Wir nehmen die Sorgen und Bedenken rund um PFAS sehr ernst. Deshalb werben wir für wirkliche Lösungen. Diese dienen nicht nur dem Schutz von Menschen und Umwelt, sondern bringen auch die Transformation der Wirtschaft voran. Aber solche tatsächlich nachhaltigen Lösungen für eine wirksame Transformation wachsen nicht auf Bäumen, sondern werden im Labor entwickelt. Sie brauchen Innovationskraft, Freiraum und hin und wieder auch etwas Zeit. Deshalb sollte die EU-Kommission jetzt keine überstürzten Verbote aussprechen, sondern zunächst eine sorgfältige Bewertung für eine realistische Umsetzung vornehmen.

Denn letztlich geht es doch darum, dass wir die richtigen Grundlagen für nahezu jede Wertschöpfungskette legen. So schaffen wir nicht nur „richtige“ Nachhaltigkeit, sondern bilden mit guten Industriestrukturen weiterhin die Basis für ein möglichst krisenresistentes Europa.

Wolfgang Große Entrup
Hauptgeschäftsführer und Mitglied des VCI-Präsidiums

Dieser Beitrag ist Teil des VCI-Politikbriefs „PFAS: Pauschalverbot ist keine Lösung!“ (Juni 2023).

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 Jenni Glaser

Jenni Glaser

Abteilungsleitung Politische Kommunikation