Entwurf der „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS)

Auf gutem Weg zur „Circular Economy“

09. Juli 2024 | Position

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  • Gemeinsame Position von VCI und PlasticsEurope Deutschland zum Entwurf der „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) vom 18. Juni 2024

    PDF | 244 kB | Stand: 09. Juli 2024

Die „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ muss die Transformation unterstützen.

Spitzenverbände, Gewerkschaften und Bundesländer haben Anfang Juli 2024 mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke über den Entwurf für eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) diskutiert. © BMUV/Peter-Paul Weiler
Spitzenverbände, Gewerkschaften und Bundesländer haben Anfang Juli 2024 mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke über den Entwurf für eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) diskutiert. © BMUV/Peter-Paul Weiler

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) hat am 18. Juni 2024 den Entwurf für eine „Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie“ (NKWS) veröffentlicht. VCI und PlasticsEurope Deutschland haben eine umfassende gemeinsame Bewertung erarbeitet. Hier lesen Sie eine Zusammenfassung. Das vollständige Positionspapier mit ausführlichen Kommentaren zu einzelnen Kapiteln der NKWS finden Sie im Download-Bereich dieser Seite. Die Strategie wird unter Berücksichtigung der eingegangenen Stellungnahmen angepasst und in der Bundesregierung abgestimmt. Sie soll noch im Jahr 2024 vom Kabinett verabschiedet werden.

Grundsätzliches

Der Übergang hin zur Kreislaufwirtschaft ist eine allgemeinpolitische und gesellschaftliche Aufgabe. Es sind nicht nur die Rahmenbedingungen, die kreislauffördernd ausgerichtet werden sollen. Es ist viel mehr die Änderung der Denkweise in allen Bereichen der Gesellschaft. Der Entwurf des Bundesumweltministeriums für eine „Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Wir sehen es positiv, dass der Entwurf zur NKWS eine umfängliche Kreislaufwirtschaft von diversen Stoffströmen beschreibt, einschließlich Abfallvermeidung, zirkulären Designs, komplementären werkstofflichen und chemischen Recyclings und des Einsatzes von Biomasse und CO₂. Eine wachsende Kohlenstoffkreislaufwirtschaft mindert die Abhängigkeit von fossilen Kohlenstoffquellen.

Eine erfolgreiche Kreislaufwirtschaft bedarf legislativer Kohärenz auf nationaler und europäischer Ebene. Dabei muss darauf geachtet werden, neue Regelungen möglichst bürokratiearm auszugestalten. Die Vielzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen bedarf jedoch der Priorisierung. Der Fokus sollte auf strategischen Maßnahmen liegen, die das Tempo der Transformation erhöhen und gleichzeitig zu mehr Wettbewerbsfähigkeit beitragen.

Planwirtschaftliche Steuerelemente im Rahmen der NKWS laufen dem zuwider. Stattdessen ist eine Kultur des Ermöglichens eines Business Cases „Circular Economy“ für Deutschland zwingend erforderlich.

Das sehen wir positiv

  • Die Bedeutung der chemisch-pharmazeutischen Industrie für Deutschland wird erkannt, und es werden wichtige Grundpfeiler einer erfolgreichen Transformation angesprochen. Die Optionen zur Defossilisierung durch Nutzung aller verfügbaren nicht fossilen Rohstoffquellen (mechanisches und komplementäres chemisches Recycling, nachwachsende und biogene Rohstoffe, Kohlenstoffdioxid aus Punkt- und diffusen Quellen) werden als essenzielle Bausteine für die Substitution fossilen Kohlenstoffs genannt.
  • Auf die Notwendigkeit eines flexiblen Massenbilanzansatzes wird eingegangen und die „fuel use exempt“-Methodik wird explizit hervorgehoben.
  • Die gezielte Förderung von Demonstrationsanlagen, Pilotprojekten und Reallaboren ist geplant, diese weist jedoch noch Lücken auf.

Das sehen wir kritisch

  • Maßnahmen im Rahmen der NKWS bergen mehr Regulierung anstatt mehr Freiraum für Innovationen und Schlüsseltechnologien, wie beispielsweise Biotechnologie, Digitalisierung, Wasserstofftechnologien.
  • Polymerspezifische Quoten. Eine Substitution von primären Polymeren mit recycelten Polymeren kann – aufgrund von variierender Rezyklatqualität – zu einer verminderten Qualität führen, wodurch wiederum Unsicherheiten beim Produkthersteller entstehen. Denn dieser – und nicht der Kunststoffhersteller – ist für Funktionalität, Sicherheit und Lebensdauer seines Produkts verantwortlich. Insofern der Produkthersteller keine stabilen Materialeigenschaften garantieren kann, kann es zu einer Diskriminierung entsprechender Polymere kommen – und hiermit auch zu ökologisch nachteiligen Materialsubstitutionen. Anreize für den Einsatz zirkulärer Rohstoffe sollten von Rezyklateinsatzquoten ausgehen (Pull-Effekt). Damit diese wirken können, müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden.
  • Während die Materialkomplexität auf Produktebene im Sinne des „Design for Recycling“ unter Wahrung der Produktleistung reduziert werden sollte, ist die Materialvielfalt auf Polymerebene Garant für Materialinnovation und Eigenschaftsverbesserung in den Produkten. Eine Begrenzung sollte deshalb im Hinblick auf die Verminderung der Materialkomplexität auf der Produktebene diskutiert werden.
  • Mögliche Verschärfungen der europäischen Gesetzgebung auf nationaler Ebene und damit zusätzliche Barrieren innerhalb des EU-Binnenmarktes zu Lasten einer EU-Kreislaufwirtschaft. Negative Implikationen für die heimische Primärrohstoffproduktion: Die heimische Primärrohstoffproduktion spielt auch für nachgelagerte Industrien, so auch die chemische Industrie, eine wichtige Rolle. Undifferenzierte Reduktionsziele, wie die Senkung des Primärrohstoffverbrauchs sowie eine mögliche Besteuerung der heimischen Rohstoffgewinnung, sind abzulehnen.

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Dr. Aliaksandra Shuliakevich

Dr. Aliaksandra Shuliakevich

Rohstoffe, Zirkuläre Wirtschaft