07. Oktober 2024 | Bericht
Branche ist ab 2027 vom verbindlichen digitalen Produktpass stark betroffen.
Im Rahmen der "Ecodesign for Sustainable Products Regulation" (ESPR), die am 18. Juli 2024 offiziell in Kraft getreten ist, hat die Europäische Kommission die Einführung eines „digitalen Produktpasses“ (DPP) angekündigt. Jedes Produkt, das in den Geltungsbereich der ESPR fällt, muss zukünftig über einen DPP verfügen – andernfalls darf es nicht auf dem EU-Markt in Verkehr gebracht werden. Im Fokus stehen sowohl Produkte für Endverbraucher:innen, wie Farben und Lacke oder Textilien, als auch Zwischenprodukte im B2B-Bereich, wie Eisen und Stahl oder Chemikalien. Mit der ESPR und den aus dieser Verordnung resultierenden delegierten Rechtsakten für die jeweiligen Produkte bzw. Produktgruppen wird die Ökodesign-Richtlinie abgelöst, die vor allem den Aspekt Energieverbrauch regelte. Die ESPR soll eine bestmögliche Kreislaufführung gewährleisten, betrachtet aber auch Aspekte wie die Reparierbarkeit und die Langlebigkeit von Produkten.
Das Konzept des digitalen Produktpasses
Der DPP dient als eine Art digitale „Identitätskarte“ für Produkte und soll Informationen über deren Zusammensetzung, Herkunft, Nachhaltigkeit und Umweltbelastungen enthalten. Jedem Produkt wird ein Unique Identifier (UI) zugeordnet, der dieses eindeutig kennzeichnet. Dieser Identifier ermöglicht die Nachverfolgbarkeit des Produkts über den gesamten Lebenszyklus hinweg und bietet Zugriff auf alle relevanten Produktinformationen wie z. B. Materialzusammensetzung, Herkunft und Umweltverträglichkeit. Technisch wird der UI durch Instrumente wie beispielswiese QR-Codes bereitgestellt.
Arbeiten an Umsetzung und Standards laufen – chemische Industrie stark betroffen
Die Arbeiten der Europäischen Kommission an der Umsetzung des DPP sind derzeit in vollem Gange. Bis 2030 sieht die ESPR rund 30 delegierte Rechtsakte vor, um den DPP für verschiedene Produktgruppen einzuführen.
Die chemische Industrie wird von vielen dieser Rechtsakte aufgrund ihrer breiten Produktpalette betroffen sein. Vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen stellen die Informationsanforderungen vor große Herausforderungen. Von großer Relevanz für die chemische Industrie ist außerdem die Rückverfolgung von Stoffen und Gemischen, die unter die neu in der ESPR eingeführte Substanzklasse „Substances of Concern“ fallen. Diese sollen zukünftig über den gesamten Produktlebenszyklus rückverfolgt werden.
VCI-Workshop hilft bei Vorbereitung der Umsetzung in den Unternehmen
Während die grundsätzlichen Weichen gestellt sind und die Arbeiten an der Umsetzung durch die Kommission voranschreiten, bleiben viele Fragen zur praktischen Umsetzung offen. Deshalb hat der VCI im September 2024 mit einem Workshop versucht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Thema waren der aktuelle Stand des politischen Prozesses, wissenschaftliche Perspektiven auf Herausforderungen der Umsetzung und erste Erfahrungen aus der Praxis mit ähnlichen Instrumenten. Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier .
Grundsätzliche VCI-Stellungnahme zum digitalen Produktpass vom 28.09.2023
Kontakt
Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.
Martina Schönnenbeck
Lebensmittelzusatzstoffe, Responsible Care, Sustainable Consumption and Production
- E-Mail: schoennenbeck@vci.de