Aktuelle Daten rund ums Kunststoffrecycling

Schwere Zeit für die Kreislaufwirtschaft

29. Januar 2025 | Bericht

Die deutsche und europäische Kunststoffindustrie ist angeschlagen – mit Folgen für das Recycling.

Mechanische Verfahren sind derzeit die gängige Form des Recyclings. Unternehmen weltweit investieren in die Chancen des chemischen Recyclings, viele Anlagen sind in Planung. Doch noch ist diese wichtige Zukunftstechnologie in der deutschen und europäischen Gesetzgebung nicht konsequent als Recyclingoption anerkannt. © IU Liquid and water photo/shutterstock
Mechanische Verfahren sind derzeit die gängige Form des Recyclings. Unternehmen weltweit investieren in die Chancen des chemischen Recyclings, viele Anlagen sind in Planung. Doch noch ist diese wichtige Zukunftstechnologie in der deutschen und europäischen Gesetzgebung nicht konsequent als Recyclingoption anerkannt. © IU Liquid and water photo/shutterstock

Die wirtschaftlich angespannte Lage hinterlässt ihre Spuren auch in der Kreislaufwirtschaft. So zeigen aktuelle Zahlen aus Deutschland und Europa, dass nicht nur die Produktion von Kunststoffen ins Stottern geraten ist, sondern auch das Recycling.

Europa fällt trotz globaler Nachfrage zurück

Die weltweite Kunststoffproduktion ist in den letzten 5 Jahren kontinuierlich auf 413, 8 Millionen Tonnen im Jahr 2023 gestiegen. Davon wurden 90,4 Prozent aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Bei 8,7 Prozent der Produktion handelt es sich um mechanisch recycelte Kunststoffe, deren Menge in den letzten 5 Jahren kontinuierlich von 30 Millionen Tonnen im Jahr 2018 auf 36 Millionen Tonnen im Jahr 2023 gestiegen ist. Mechanische Verfahren sind momentan die gängige Form des Recyclings. Mit dem Rezyklat aus chemischen Recyclingverfahren werden bislang nur 0,1 Prozent der weltweit produzierten Kunststoffe hergestellt.

Ganz anders sieht die Entwicklung für Europa aus, das momentan wie der Verlierer des Rennens um die Zukunft der Kunststoffe aussieht. Hier ist die Produktion zweimal in Folge auf 54 Millionen Tonnen im Jahr 2023 gesunken und auf die letzten 5 Jahre betrachtet insgesamt rückläufig. Der Anteil am Weltmarkt fällt damit auf 12,3 Prozent ab. Spitzenreiter ist China mit 33,3 Prozent.

Mechanisch recycelte Kunststoffe machen in Europa zwar ganze 13,2 Prozent der Produktion aus, gegenüber dem Vorjahr ist allerdings ein Rückgang um 7,8 Prozent auf 7,1 Millionen Tonnen zu verzeichnen. Damit produziert Europa 19,8 Prozent der weltweit hergestellten recycelten Kunststoffe und nimmt nur Platz 3 hinter China (25,8 Prozent) und den restlichen asiatischen Staaten (27,2 Prozent) ein. Mit Blick auf Biokunststoffe produziert Europa 25,2 Prozent der weltweit hergestellten bio-basierten und bio-attribuierten Kunststoffe und nimmt damit Platz 2 hinter China (34,5 Prozent) ein.

Deutschland belegt mit einem Anteil von 22 Prozent den Spitzenplatz bei der europäischen Produktion von recycelten Kunststoffen (mechanisch und chemisch) und ist mit einem Anteil von 40,7 Prozent ein europäischer Vorreiter bei der Produktion von bio-basierten Kunststoffen.

Hoffnungsschimmer in Deutschland

Allerdings ist Deutschland wirtschaftlich in besonders schwieriges Fahrwasser geraten, was nicht ohne Folgen bleibt. Die Kunststoffproduktion basierend auf fossilen Rohstoffen ist im Jahr 2023 gegenüber 2021 um ganze 17,2 Prozent auf 8,82 Millionen Tonnen zurückgefallen. Die Kunststoffverarbeitung ging um 8,5 Prozent auf 12,85 Millionen Tonnen zurück.

Immerhin konnte der Einsatz recycelter Kunststoffe in der Verarbeitung in Deutschland im Erhebungszeitraum von 2021 bis 2023 jährlich im Durchschnitt um 8,2 Prozent erhöht werden. Ebenfalls positiv: Insgesamt betrug der Anteil von eingesetztem Rezyklat (aus Post-Consumer und Post-Industrial Abfällen) an der Verarbeitungsmenge in Deutschland 2023 ca. 15 Prozent. Höhere Anteile an Rezyklaten und wiederverwendeten Nebenprodukten finden sich besonders in den Bereichen Bau (29,5 Prozent), Verpackung (18,8 Prozent) und Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft (47,4 Prozent).

Festzuhalten bleibt aber auch: Beim Recycling bleibt in Deutschland viel Spielraum nach oben. Die energetische Verwertung der Kunststoffabfälle in Deutschland ist zwar gegenüber 2021 im Jahr 2023 um 3,3 Prozent gesunken, liegt aber immer noch bei 61,1 Prozent. Kunststoffe werden dabei immerhin zur Energiegewinnung verbrannt, aber eben nicht recycelt. 37,9 Prozent wurden im Jahr 2023 mechanisch recycelt (2021: 34,6 Prozent).

Datenbasis und Erläuterungen

Die Daten für Deutschland sind der Studie „Stoffstrombild Kunststoffe in Deutschland 2023“ entnommen – hier geht es zur Pressemitteilung vom 21.11.2024 auf vci.de dazu .

Die globalen und europäischen Daten stammen aus der Veröffentlichung „Plastics – the fast Facts 2024“ – hier geht es zur Publikation auf der Website von Plastics Europe .

Was sind „bio-basierte“ und „bio-attribuierte“ Kunststoffe?

Bio-basierte Produkte bestehen komplett oder zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen. Der bio-basierte Anteil (engl. bio-based content) lässt sich mit der ¹⁴C-Methode gemäß der Norm DIN EN 16785 bestimmen. „Bio-basiert“ bezieht sich also direkt auf die Rohstoffbasis des Kunststoffs (physischer Anteil an Biomasse).

Bei bio-attribuierten Produkten wird der Anteil an stofflich genutzten nachwachsenden Rohstoffen durch Massenbilanzansätze zugewiesen. „Bio-attribuiert“ bedeutet also, dass im Herstellungsprozess eingesetzte Biomasse indirekt angerechnet wird, ohne dass sie physisch im Endprodukt enthalten sein muss.

Kontakt

Für Fragen und Anregungen nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf.

Dr. Aliaksandra Shuliakevich

Dr. Aliaksandra Shuliakevich

Rohstoffe, Zirkuläre Wirtschaft